Wie kommt ein Mensch auf die Idee Gitarren zu bauen? Warum lernt der dann nicht das Zupfinstrumentemachen von der Pike auf? Wieso glaubt der, er könne das?
In Stichworten: Mit 14 Jahren Technischer Zeichner gelernt und die Gitarre mit „House of the rising sun“ entdeckt. Berufsaufbauschule/Fachoberschule besucht, Maschinenbau studiert, Psychologie studiert, als wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation gearbeitet, Rentner geworden: Endlich Gitarren bauen….
Wer die Geschichte in Langform lesen will: Bitte schön:
Es gab einmal eine Zeit, da haben „Volksschüler“ sich im zarten Alter von 13 Jahren um eine Lehrstelle bemüht. Ich habe mich bei zwei Unternehmen beworben, bei der AEG als Elektriker, weil das modern war, und bei Krupp als Technischer Zeichner, weil ich gut in Zeichnen und Werken war. Man sieht: Ahnungslos, was die Berufsinhalte angeht. Krupp war schneller und so wurde ich Technischer Zeichner.
Wie bei Konzernen üblich, hatte auch Krupp ein nettes Erholungsheim, in dem Auszubildende über vierzehn Tage kostenlos verwöhnt wurden, in unserem Fall in Winterberg, im Sauerland. Einer aus der Gruppe der etwa 50 Technischen Zeichner Auszubildenden konnte „House of the rising sun“ auf der Gitarre spielen! Das Lied und der Klang des Instruments waren eine Erleuchtung und der Wunsch, auch Gitarre spielen zu können und bauen zu können war tief eingepflanzt!
Mit etwa 17 Jahren habe ich mir dann meine erste, gebrauchte Gitarre gekauft und sie etwas verschönert…
…aber nicht verbessert: Die Saitenlage war viel zu hoch, so dass sie sehr schwer bespielbar war und meine Spielfortschritte begrenzt blieben, was mich aber nicht entmutigt hat!
Während der an die Ausbildung anschließenden Zeit auf der Berufsaufbau-/Fachhochschule, habe ich in den Ferien in Düsseldorf gejobt und mir dort meine erste neue Gitarre gekauft, eine einfache Yamaha G – 50A Konzertgitarre, die damals in Japan gebaut wurde, und die deutlich leichter spielbar war. Leonard Cohen war zu der Zeit recht populär und so habe ich die Songs, mit Hilfe der Tabulaturen aus den Songbüchern, rauf und runter gespielt.
Gitarren zu bauen kam mir im zweiten Semester meines Maschinenbaustudiums an der Fachhochschule Aachen in den Sinn, weil ich das Studium als Abitur-Ersatz betrachtet hatte und mir überlegt habe, was ich danach machen würde. Die Alternativen waren ein Psychologie Studium oder eine Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher. Ich habe mich gegen die Ausbildung zum Zupfinstrumentenmacher entschieden, weil ich nicht in der Gitarrenindustrie arbeiten wollte und mir ein einträgliche, selbständige Arbeit schwierig erschien. Also habe ich Psychologie an der Universität Tübingen studiert, mit dem Abschluss beim Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation als wissenschaftlicher Mitarbeiter gearbeitet und mir den Gitarrenbau für die Zeit danach vorgenommen, also jetzt!
Zwischendrin hatte ich natürlich schon etliche Menschen kennengelernt, die besser Gitarrespielen konnten als ich, was mich motiviert hat, dran zu bleiben, aber eine Bühnenkarriere verhindert hat. Meine Unzulänglichkeiten im Gitarrespielen haben vielleicht deshalb dazu geführt, mir Gedanken zu machen, wie durch die Konstruktion von Gitarren das Spielen erleichtert werden kann, was Anfängerinnen und Anfängern helfen würde, früh und häufiger gute Klänge zu erzeugen, aber auch erfahrenen Spielerinnen und Spielern zu Gute käme.
Mein Interesse gilt also Innovationen im Gitarrenbau, Dinge in Frage zu stellen, die man einfach so baut, weil das schon seit langer Zeit so gebaut wird. Andererseits interessiert mich der historische Gitarrenbau, weil andere Bauformen andere Klänge hervorbringen und eine Vielfalt der musikalischen Gestaltung von Gitarrenmusik ermöglichen. Auch historische Bauformen dürfen neuartige Merkmale haben!
Die schmuckvolle Gestaltung historischer Instrumente motiviert mich, den wertschätzenden und liebevollen Umgang mit Musikinstrumenten und Musik in Instrumente einzubauen und sie hübscher zu machen, als für den Klang nötig.