Klang der Gitarre

Klang der Gitarre über Saitenvergleiche:

Im folgenden Beispiel ist nur eine E6 Stahlsaite (geschliffen) auf meine Sigma Gitarre (…) aufgezogen. Da keine anderen Saiten aufgezogen sind, müssen alle zu hörenden Frequenzen und auch die Frequenzverteilung ein Ergebnis dieser einen angehämmerten E6 Saite und der Gitarre in einer bestimmten räumlichen Umgebung sein.

(Grafik wir noch eingesetzt)

In dem nächsten, unten wiedergegebenen Beispiel ist nur eine E6 Nylonsaite auf dieselbe Sigma Gitarre (   ) aufgezogen. Da wiederum keine anderen Saiten aufgezogen sind, müssen alle zu hörenden Frequenzen und auch die Frequenzverteilung ein Ergebnis dieser einen angehämmerten E6 Nylon Saite und der Gitarre in der gleichen räumlichen Umgebung sein.

(Grafik wir noch eingesetzt)

Der Klang setzt sich zusammen aus Effekten, die von der Saite herrühren, dem Anhämmern und Effekten der Gitarre, genauer: Den Resonanzen aller Gitarrenteile.

Unterschiede im Klang aller zu hörenden (aufgenommenen) Frequenzen und den zugehörigen Frequenzverteilungen müssen eine Folge der unterschiedlichen Saiten sein, da die Gitarre die gleiche ist und jeweils nur eine E6 Saite aufgezogen war, die Umgebung die gleiche war und die Saiten definiert mit einem Schwinghämmerchen angeschlagen wurden.

Der Klang der Gitarre wäre jedes Mal gleich, wenn sie gleich angeregt würde. Unterschiede im Klang aller (aufgenommenen) zu hörenden Frequenzen und den zugehörigen Frequenzverteilungen müssen eine Folge unterschiedlicher Anregung durch die Saite sein, die die unterschiedlichen Resonanzen der Gitarre unterschiedlich stark anregen. Dennoch hat die Gitarre aufgrund ihrer Konstruktion bestimmte Resonanzfrequenzen, die entsprechend der Bedeutung von Resonanz leichter und stärker angeregt werden können als andere und die somit kennzeichnend sind für die Gitarre, unabhängig von den aufgespannten Saiten.

Das Kernparadigma der klassischen Testtheorie lautet: Jeder Messwert besteht aus dem wahren Wert und einem Messfehler. Der Messfehler entsteht zufällig und ist gleichmäßig – normal – verteilt um den wahren Wert. Einmal wird dadurch ein zu großer Wert gemessen, ein anderes Mal ein zu kleiner. Führt man die gleiche Messung z.B. hundert Mal durch und addiert alle Werte und teilt das Ergebnis durch 100, dann erhält man entsprechend der klassischen Testtheorie einen Messwert, der dem wahren Wert sehr nahekommt.

Jede Gitarre hat aus dieser Perspektive ein „wahres“ Resonanzverhalten, das durch unterschiedliche Besaitungen überlagert wird, die unterschiedlich stark bestimmte Resonanzen stärker anregen. Betrachtet man die Saiten als zufällige Störung der Messung der Gitarren Resonanzen, wobei mal die höheren Resonanzen stärker angeregt werden und ein anderes Mal die tieferen, dann sollten sich die Saiteneinflüsse auf die der Gitarre eigenen Resonanzen ebenfalls herausmitteln, wenn man 100 unterschiedliche E6 Saiten aufziehen würde und alle Klänge mit ihren Frequenzverteilungen übereinanderlegen würde und durch 100 teilt.

Anders herum: Würde man 100 Messungen mit der gleichen Saite machen und die Messwerte durch einhundert teilen, dann bekäme man die Frequenzverteilung des Systems, bestehend aus der einen Saite und der Gitarre. Der allgemeinen Testtheorie entsprechend hätte man dann aber einen sytematischen und keinen zufälligen Fehler.

Für die Spielpraxis ist dies der Hintergrund für die Möglichkeit der Klanggestaltung des Systems Gitarre/Saite durch die Wahl verschiedener Saiten, mit hoher Spannung, niedriger Spannung, mit Carbon, Darmsaiten, usw. Verbunden ist die Saitenwahl mit dem Risiko, dass die Intonation um so schlechter wird, je mehr die Saitenspannung von der Spannung abweicht, auf die die Gitarre optimal eingestellt war.

Würde man die gleiche Saite auf 100 unterschiedliche Gitarren aufziehen und die Klänge und Frequenzverteilungen übereinanderlegen, dann sollte die gemittelte Frequenzverteilung die untersuchte Saite kennzeichnen und unterschiedliche Saiten sollten unterschiedliche Frequenzverteilungen zeigen.