Dieser erste Prototyp 1 der Klassikgitarre Modell 2 diente der Erprobung einiger ergonomischer und gestalterischer Elemente und der Erprobung einiger Überlegungen zum Holzbiegen, dem ein Thema gewidmet, das unter dem Menü Gitarrenbauen zu finden ist.
- Mensur: 650 mm
- Halsbreite am Sattel: 52 mm
- Saitenabstand am Sattel: 9 mm
- Halsbreite beim 12ten Bund: 63 mm
- Saitenabstand am 12ten Bund: 10,2 mm
- Anzahl Bünde: 18 volle, 19 für die E1, H2, A5 und E6
- Decke: Fichte (Picea abis) A-Qualität, massiv
- Boden und Zargen: Palisander, massiv
- Beleistung: Fächerbeleistung, sieben Leisten, Fichte, stehende Jahresringe
- Randeinlagen: Ahorn schwarz/weiß/schwarz, Nussbaum an der Decke, Ahorn am Boden
- Rosette: Holzmosaik
- Hals: Cedro, massiv, nicht gesperrt
- Griffbrett: Palisander
- Kopfplatte: Palisander
- Steg: Palisander
- Stegeinlage: Knochen
- Sattel: Knochen
- Mechaniken: Rubner 150-100 Standard
- Gewicht: 1751 Gramm
Weiter Details sind im folgenden Akkordeon zu finden:
Der Korpus wurde in der spanischen Bauweise hergestellt. Es wurden also der weitgehend fertige Hals zunächst mit der weitgehend fertigen Decke, auf einer Holzplatte ausgerichtet und fixiert, miteinander verleimt. Dann wurden die vorgebogenen Zargen in die Schlitze des Halsfußes eingeführt und verleimt. Direkt anschließend wurden die restliche Decke und der Endklotz mit den beiden Zargenhälften verleimt. Die Zargen sind hier mit der Decke mit Hilfe von inversen, außen geschlitzten Reifchen verleimt, die auch dann noch die einzelnen Elemente zusammen halten, wenn man zum Einlegen der Randeinlagen eine Nut bis in die Reifchen hinein fräst.
Im Foto sind die Bereiche gelb eingekringelt, die mit individuellen Bälkchen abgestützt sind, die die rundgebogene Decke mit der Zarge verbinden. Näheres ist unter dem Akkordeonabschnitt "Decke" erläutert.
Hier ist die Verbindung der gewölbten Decke mit der Zarge auf der Basssaiten-Seite von innen zu sehen.
Die Gitarrendecke besteht aus massiver Fichte in einfacher A Qualität. Sieben dünne Bälkchen bilden die Fächer-Beleistung, von denen in diesem Fall die mittleren drei eine Unterpolsterung für den Steg überbrücken:
Die Decke war im Rohzustand unsymmetrisch zugeschnitten, so dass die gebogenen Bereiche, oben rechts zu sehen, für die Armauflage, und unten links, als Handgelenkschonung für die Greifhand, nach dem Biegen in den Umriss passen, der durch die Zarge gebildet wird.
Bei der Klassikgitarre Typ 2 ist die Schalllochverstärkung als Ring geformt.
Der Boden und die Zargen bestehen aus massivem Palisander. Der Boden ist aus zwei spiegelbildlichen Hälften zusammengesetzt und hat einen gewölbten Fugenstreifen aus Fichtenholz aufgeleimt bekommen, der durch drei stabilere Statikbalken unterbrochen wird.
Die Statikbalken Unterseiten wurden längs rund ausgeformt und die Decke wurde leicht mit Keilen gewölbt auf den Boden geleimt:
An den anderen Rand der Zargen wurden Reifchen geleimt, leicht gewölbt eingeschliffen, mit Aussparungen für die Statik Balken des Bodens versehen, so das der leicht gewölbte Boden aufgeleimt werden konnte.
Der Boden hat eine Lasche, statt einer separaten Fußkappe, und ist mit dem Halsfuß verleimt, so dass der Boden als Zuganker gegen die Saitenspannung beiträgt.
Die Zargen wurden heiß gedämpft und auf der Form gebogen. Es wurden dann Ausschnitte für die gewölbten Deckenteile ausgearbeitet und die Zargen an die Decke angepasst.
Als Randeinlagen habe ich bei diesem Prototyp der Klassikgitarre Typ 2 für die Decke einen schwarz-weiß-schwarz eingefärbten Zierspan aus Ahorn und eine Nussbaumeinlage als äußeren Kantenstoßschutz gewählt.
Der Boden hat ebenfalls einen schwarz-weiß-schwarz eingefärbten Zierspan aus Ahorn und eine massive Ahorneinlage als äußeren Kantenstoßschutz bekommen.
Die Holzmosaik-Rosette für das Schallloch habe ich als Fertigteil gekauft und in die von mir mit der Oberfräse in die Decke gefräste Rinne eingeleimt.
Zargenseitig habe ich bei der Decke einen weiß/schwarz/weiß/schwarz/weißen und beim Boden einen schwarz/weiß/schwarz/weiß/schwarzen Zierspan eingesetzt.
Als Hals habe ich für diesen Prototyp der Klassikgitarre Typ 2 ein Halb-Fertigprodukt aus Mahagoni verwendet, das die grobe Form und die Schlitze für die Zargen bereits mitgebracht hat. Auch die Kopfplatte aus Palisander war bereits aufgeleimt. Es war die Kopfplatte auszuformen und es waren alle Oberflächen glatt zu feilen und zu schleifen. So sieht das Ergebnis nach dem Auftragen von Schellack aus:
In die Unterseite des Halses habe ich eine Führungsrinne für den Daumen der Greifhand eingearbeitet, die leicht verdreht, etwa von der Halsmitte unterhalb des Sattels, sich fast bis zum unteren Rand des Halses beim Halsfuß schraubt.
Die Führungsrinne verläuft etwa so, wie der Daumenauflagepunkt der Greifhand sich bei klassischer Spielweise bewegt, wenn man zu den höheren Lagen wechselt.
Den Steg für diesen Prototyp der Klassikgitarre Typ 2 habe ich aus einem Palisander-Rohling hergestellt. Zunächst mit der Bandsäge grob zurecht gesägt:
Schlitze mit der japanische Ziehsäge eingesägt:
Die Rinnen für die Stegeinlage und die Saiteneinführung ausgearbeitet:
Der Steg hat zwölf Bohrungen für die Doppelloch-Saitenknüpfweise. Der Schlitz für die Stegeinlage steht ein wenig schräg, so dass die faktische Saitenlänge für die Diskantsaiten etwas kürzer ist, als die der Basssaiten.
Die Stegeinlage habe ich aus einem Knochenrohling hergestellt. Es waren keine Kompensationen für die Saitenauflagepunkte notwendig, um eine sehr gute Intonation zu erreichen.
Den Sattel habe ich ebenfalls aus einem Knochenrohling zurecht gesägt, gefeilt und auf Hochglanz geschliffen.
Als Stimm-Mechaniken habe ich hier die Rubner 150-100 Standard Mechaniken für Fensterkopfplatten eingebaut, ohne Gravuren in den Messingflanschen, was zu meinen Designvorstellungen passt, eher schlichte, moderne Gitarren zu bauen, ohne allzu viel Zierrat.
Zur Besaitung habe ich hier einen Satz Savarez 510AR Alliance Cantiga Strings verwendet.
Alle äußeren Oberflächen wurden mit Schellack lackiert. Alle innen liegenden Oberflächen wurden fein geschliffen und sind unbehandelt.
Besonderheit 1:
Diese Gitarre ist vorbereitet für das Kaposystem 1 (Patentanmeldung beim DPMA unter 102022000922.6, Offenlegung am 21.9.2023) und trägt im Bild eine Kapovariante aus Messing und Filz. Dieser extrem flache Kapo wird durch kleine Bohrungen im Griffbrett in unter dem Griffbrett eingelassene Schrauben mit Hilfe einer Hülsenmutter fixiert.
Der Vorteil dieser Konstruktion liegt darin, dass die Handstellungen der Greifhand fast nicht durch den Kapo gestört werden und man "wie immer" spielen kann. Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass die Saitenspannung durch diese Variante des Kaposystems, bei dem der Kapo sich auf kleinen "Füßchen" auf dem Griffbrett abstützt, so gut wie nicht verändert wird und ein Nachstimmen kaum nötig ist.
Besonderheit 2:
In die Unterseite des Halses habe ich eine Führungsrinne für den Daumen der Greifhand eingearbeitet, die leicht verdreht, etwa von der Halsmitte unterhalb des Sattels, sich fast bis zum unteren Rand des Halses beim Halsfuß schraubt.
Die Führungsrinne verläuft etwa so, wie der Daumenauflagepunkt der Greifhand sich bei klassischer Spielweise bewegt, wenn man zu den höheren Lagen wechselt.
Wenn man dem Halsprofil einen Namen geben wollte, könnte man es "verdrehtes L-Profil" nennen oder schicker: "twisted L-profile"...
Besonderheit 3:
Etliche Gitarren werden mit einem"bevel" angeboten, der als Armauflage für den Zupfarm dient, damit die obere Kante des Gitarrenkorpus sich beim langen Üben nicht schmerzhaft in den Unterarm drückt. Solche bevel dind meistens als Holzkeile ausgeführt, die wie Orangenschalensegmente in die obere Kante eingebaut werden. Die hier vorgestellte Gitarre trägt einen über dem Biegeeisen gebogenen Bevel, der ein Teil der Decke ist.
Varianten der Klassikgitarre Typ 2, mit gebogener Armauflage, kosten je nach individueller Konfiguration ab 3500 Euro.
In Ratenzahlung: Ab 500 Euro bei Bestellung und mit monatlichen Zahlungen, ab der Auslieferung, nach individueller Vereinbarung: ab 20 Euro/Monat.
Jürgen Wilke, Wilke Gitarrenlabor UG (haftungsbeschränkt)