Diese Ukulele ist die erste von mir im Auftrag hergestellte Tenor-Ukulele.
Die Spezifikationen wurden in einem etwa einstündigen Gespräch mit der Kundin besprochen. Die gewünschten Merkmale des Instruments wurden mit Hilfe einer vorbereiteten Liste gewählt, die die Wahlmöglichkeiten aufzeigte. Das Ergebnis ist in der folgenden Liste wiedergeben:
So sieht die Ukulele aus:
Weitere Details sind in dem folgenden Akkordeon dargestellt.
Der Korpus wurde in der "deutschen Bauweise" hergestellt. Es wurden also der Korpus und der Hals separat gebaut. Als Grundlage diente ein Plan von GenOne Luthier Services, den ich 2021 für 16,95 Dollar online bestellt und runtergeladen habe. Die Pläne kamen mit mehrern Ansichten und mit etlichen Erläuterungen zum Bau, allerdings in englischer Sprache, aber in Millimeter bemaßt.
Die Pläne habe ich in einem Copyshop in Fellbach im Maßstab 1:1 ausdrucken lassen und danach diverse Schablonen erstellt. Die Maßhaltigkeit der ausgedrukten Pläne war sehr gut!
Die Tenor-Ukulele hat einen in Längs- und in Querrichtung gewölbten Boden, was den Zargen auf der Seite für den Boden eine nette, wellige Form gibt, wie man hier an der Schablone, rechts unten sehen kann:
Den Korpus für die Ukulele TU1.1, der komplett aus massivem Mahagoni gebaut ist, sieht man im folgenden Bild noch ohne Randeinlagen.
Diese Ukulelendecke besteht ebenfalls aus massivem Mahagoni in einfacher A Qualität. Drei dünne Bälkchen bilden die Fächer-Beleistung, von dene alle drei eine Unterpolsterung für den Steg überbrücken.
Zwei Statikbalken oberhalb und unterhalb des Schalllochs stabilisieren die Decke.
Für die Beleistung der Decke habe ich Fichtenholz gewählt.
Die Schalllocheinlage habe ich gekauft und in die mit der Oberfräse ausgefräste Rille in die Decke eingeleimt.
Der Boden und die Zargen bestehen ebenfalls aus massivem Mahagoni. Der Boden ist aus zwei spiegelbildlichen Hälften zusammengesetzt und hat einen gewölbten Fugenstreifen aus Fichtenholz aufgeleimt bekommen, der durch drei stabilere Statikbalken unterbrochen wird. Der unterste Boden im folgenden Bild gehört zu dieser Ukulele.
Die Statikbalken Unterseiten wurden längs mit einem großen Radius versehen und der Boden wurde unter Vorspannung auf die Statikbalken verleimt, so dass der Boden in Querrichtung gewölbt ist.
Die nach der Schablone zugeschnittenen Zargenbretter wurden angefeuchtet und auf dem Biegeeisen zu den welligen Zargen gebogen.
Nach dem Austrocknen der gebogenen Zargen wurden die beiden Endklötzchen mit den beiden Zargenteilen zum Zargenring verleimt und anschließend zunächst mit der Decke verleimt.
An den anderen Rand der Zargen wurden Reifchen geleimt, leicht gewölbt eingeschliffen, so dass der leicht quer gewölbte Boden aufgeleimt werden konnte.
Da der Zargenkranz der Länge nach gewölbt ist, ist der Boden insgesamt quer und längs gewölbt, was ihn starrer macht, ihn nicht wie eine Membran leicht schwingen lässt und (zumindest theoretisch) die "Projektion" des Klangs nach vorne verstärken sollte.
Als Randeinlagen hat die Kundin für die Decke nachträglich einen Fischgrät-Zierspan aus Ahorn und eine massive Nussbaumeinlage als äußeren Kantenstoßschutz gewählt. Der Boden hat einen weiß-schwarz-weiß eingefärbten Zierspan aus Ahorn und eine massive Nussbaumeinlage als äußeren Kantenstoßschutz bekommen.
Die Holzstreifen-Rosette für das Schallloch habe ich als Fertigteil gekauft und in die Rinne eingeleimt, die ich mit der Oberfräse in die Decke gefräst habe.
Der nicht geschlossene Teil der Schalllochrosette wurde aufgefüllt und vom Griffbrett überdeckt.
Zargenseitig sind keine Zierspäne eingesetzt.
Der Hals besteht aus einem zersägten und um 180 Grad gedreht zusammengeleimten Mahagoni "Brett".
Für den Halsfuß wurden Teile des Mahagoni-Bretts gestapelt aufeinander geleimt.
Nach dem Aushärten der Verleimung der einzelnen Teile des Halrohlings, wurde der Hals erst grob, dann immer feiner ausgeformt:
Diese Ukulele hat eine kaum sichtbare Kopfplatte aus Mahagoni bekommen, weil die Kundin sich für ein komplettes Mahagoni Aussehen entschieden hatte.
Das Griffbrett besteht aus Ebenholz und trägt 18 Bundstäbchen.
Es wurde aus einem Rohling zugesägt und mit Hilfe einer Ziehsäge mit 0,6 mm breiten Schlitzen für die Bundstäbchen versehen.
Das Griffbrett hat zwischen den Bundstäbchen Bundmarkierungen aus Abalone bekommen und an der Seite zusätzlich weiße Punkte aus Kunststoff zur leichten Orientierung auf dem Griffbrett.
Das Griffbrett ist für einen Capo Typ 1 vorbereitet.
Für diese Ukulele habe ich aus einem Ebenholz-Rohling, wie unten im Bild, einen Steg zunächst mit der Bandsäge grob zurecht gesägt.
Mit der Oberfräse habe ich die Seiten bis zu den eingesägten Schlitzen flach gefräst.
Für die oberen Kanten des Knüpfblocks am Steg habe ich aus Knochen-Stegeinlagen schmale Streifen mit der Dekupiersäge gesägt...
...an den Kanten des Knüpfblocks schmale Stufen weggefräst und die glatt geschliffenen Knochenstreifen eingeleimt, damit die Saiten sich nicht ins Holz einschneiden.
Für die Stegeinlage aus Knochen habe ich einen Schlitz mit 3 mm Breite gefräst und für die Saitenbefestigung je zwei Löcher in den Knüpfblock gesägt.
So sieht das ganze fertig aus:
Was man in dem Foto, oben, auch sieht: Die Stegeinlage, aus Knochen, ist "kompensiert", so dass die Auflagepunkte für die verschiedenen Saiten an verschiedenen Stellen sind. (Siehe dazu bei "Intonation" in diesem Akkordeon.)
Den Sattel habe ich ebenfalls aus einem Knochenrohling zurecht gesägt, in Form gefeilt, vier Schlitze für die Saiten im gewünschten Abstand der Saiten von 9 mm zueinander eingefeilt und auf Hochglanz geschliffen.
Als Stimm-Mechaniken habe ich hier einfache Ortega OTMUKOG-CR eingebaut, ohne Gravuren in den Messingflanschen, was zu meinen Designvorstellungen passt, eher schlichte, moderne Instrumente zu bauen.
Zur Besaitung habe ich hier einen Satz D´Addario EJ65T klare Nylon Saiten verwendet mit den Stärken 028 - 032 - 041 - 029...with a "warm, projecting acoustic tone"
Alle äußeren Oberflächen des Korpus wurden fein geschliffen und leicht mit mit Schellack lackiert, so dass sie noch matt erscheinen, nicht hoch glänzend. Alle innen liegenden Oberflächen wurden fein geschliffen und sind unbehandelt.
Die Halsunterseite habe ich mit Walnussöl eingelassen, die Griffbrettoberseite mit etwas Zitronenöl.
Das Griffbrett ist für einen Capo Typ 1 vorbereitet, für störungsfreies Spielen mit einem Capo.
Das Griffbrett ist beim ersten Bundstäbchen 37 mm breit und beim fünften Bund 39 mm. Der Capo 37 mm breit, woraus sich ergibt, dass der Capo im ersten Bund nicht über den Rand des Halses herausragt und wenn er im fünften Bund gesetzt wird, auf beiden Seiten einen Millimeter vom Rand entfernt ist, aber auch die äußeren Saiten, die etwa 3 mm vom Rand liegen, noch um zwei Millimeter überdeckt.
Die Ukulele hat zwei Gurtpins (Gotho EP-B1 c) bekommen, zur guten Fixierung der Ukulele am Körper (...man kann sie ja schlecht beim Spielen auf die Knie auflegen, wenn man nicht gebückt spielen will...).
Der Knüpfblock am Steg hat Doppellochbohrungen, für das einfache Aufziegen von Nylonsaiten.
Die Intonation einer Tenor-Ukulele ist ein besonders wichtige Thema, weil bei der kurzen Mensur von 435 mm die zusätzliche Spannung der Saiten durch das Niederdrücken der Saiten auf die Bundstäbchen einen stärken Effekt hat, als bei Gitarren, mit beispielsweise einer Mensur von 650 mm. Das gilt insbesondere für die C-Saite, die dritte Saite von unten, die besonders dick und steif ist.
Um eine möglichst gute Intonation zu erreichen, habe ich zunächst die Saitenlage über dem ersten Bund sehr niedrig eingestellt, dass heißt: die Schlitze für die Saiten in mehreren Schritten vorsichtig tiefer gefeilt. Dadurch muss man die Saite nicht weit nach unten drücken, wenn man im ersten Bund mit den Fingern unterwegs ist.
Anschließend habe ich die Stegeinlage so niedrig gefeilt, dass der Abstand der Saiten über dem 12. Bund etwa 2,5 mm beträgt.
Im letzten Schritt habe ich die Auflagepunkte der vier Saiten auf der Stegeinlage mit der Feile grob vor-eingestellt. Dass heißt, für die dünne G-Saite (4.) weit nach vorne in Richtung des Griffbretts verlegt, für die C-Saite (3.) weit nach hinten zum Endblock und für die C-Saite (2.) ein wenig weiter nach vorne zum Griffbrett, für die ebenfalls recht dünne A-Saite (1.) noch ein wenig weiter in Richtung des Griffbretts.
Nach diesen Grobeinstellungen habe ich mit der kostenlosen Software "Audacity" die Frequenzen analysiert. Dazu nutze ich bei Ukulelen die Frequenzen der leer angezupften Saiten und die der im 12. Bund niedergedrückten Saiten und vergleiche die Grund und Obertöne. (Dazu gibt es mehr Details im Menü „Innovationen“ dieser Website.) Das Ergebniss der ersten Analyse, aufbereitet mit Hilfe eines Excell Rechenblatts, ist in der folgenden Grafik als rote Linie zu sehen.
Den Anpassungsprozess an der Stegeinlage habe ich zweimal wiederholt, bis ich über die blaue bei der grünen Linie angekommen bin.
Wie man der Grafik entnehmen kann, sind alle Saiten fast bei ihrem Idealwert (Null-Abweichung der Töne der Leer-Saite im Vergleich zur ihrer gegriffenen Oktave am 12. Bund.) angekommen. Wenn man die Ukulele noch besser intonieren wollte, könnte man für die C und E Saiten den Auflagepunkt noch um etwa 0,2 mm weiter in Richtung des Endblocks verschieben. Allerdings:...recht schwierig mit der Feile und leichteres oder festeres Niederdrücken der Saiten führt zu deutlich stärkerer Verstimmung der Ukulele, als die 0,2 mm Distanz auf der Stegeinlage!
Wie stark liegen die Töne jetzt neben der perfekten Intonation?
Die folgende Tabelle zeigt die Abweichungen der Teiltöne der leer angezupften Saiten von denen der leicht auf das zwölfte Bundstäbchen gedrückten Saiten in Prozent und in Cent.
Die Berechnung der Frequenzabweichungen in Cent habe ich mit dem Rechner auf der Seite:
https://sengpielaudio.com/Rechner-centfrequenz.htm
berechnet.
Die Tabelle zeigt, keine der Teilton Differenzen erreicht die Hörbarkeitsschwelle, die im Frequenzbereich von etwa 2000 Hz bei 3 Cent liegt. In allen anderen Frequenzbereichen liegt die Hörbarkeitsschwelle für Tonunterschiede höher als 3 Cent, im Bereich von 500 Hz beispielsweise bei mindesten 6 Cent, bei sehr lauten und sehr leisen Tönen noch deutlich höher.
Diese kundenspezifische Tenor Ukulele kostet 2000 Euro, ist aber bereits verkauft (wurde im Auftrag hergestellt).
Allgemein gilt für den Kauf von individuell konfigurierten Ukulelen die Option, sie in Ratenzahlung zu kaufen: Mit 400 Euro, zahlbar bei Bestellung, mit monatlichen Zahlungen, ab der Auslieferung, nach individueller Vereinbarung: ab 20 Euro/Monat.
Konfigurationsoptionen (ausgefüllt für diese Ukulele):
Noch Jürgen Wilke, Wilke Gitarrenlabor UG (haftungsbeschränkt)
(Das Instrument ist fertig, aber noch nicht an die Bestellerin ausgeliefert.)