Biegen von Gitarrendecken

Gitarrendecken sind meistens aus Nadelholz und werden manchmal als gewölbte Decken unter Vorspannung auf die Zargen geleimt. Hier geht es aber um das plastische Verformen von Gitarrendecken.

Warum ist die in der Einleitung zum Holzbiegen gestellte Frage nach der Formbarkeit von Nadelholz für Gitarrenbauer interessant?

Seit einigen Jahren bekommen Gitarren eine Armauflage für die Zupfhand, weil die Gitarrenkante sich schmerzhaft am Unterarm ins Gedächtnis ruft, wenn man lange übt oder spielt. Nun empfinde ich die meisten „Armrests“ oder „Bevel“ oder „Armauflagen“ als ziemlich hässlich. Deshalb habe ich mich gefragt, wie wäre es, wenn man die Decke nach hinten biegt, so dass eine Rundung entsteht, die nicht wie eine Armauflage aussieht aber eine ist?

Dazu habe ich begonnen mit Reststücken von Gitarrendecken am Biegeeisen auszuprobieren, wie gut sich feuchtes Fichtenholz quer zur Faser und diagonal zur Faser biegen lässt.

Die folgenden drei Bilder zeigen ein Ergebnis des Biegens quer zur Faser.

Das folgende Bild zeigt ein Ergebnis zum Biegen eines Fichtendeckenrests diagonal zur Faser.

Zusammenfassend kann ich sagen, dass das Biegen der angefeuchteten Reste von Fichtendeckenholz auf dem Biegeeisen bei etwa 105 Grad Celsius quer zur Faser sehr gut und leicht funktioniert hat, ohne dass, bis zum Biegeradius von etwa 40mm, Risse oder Stauchungen entstanden sind. Das Biegen diagonal zur Faser hat zwar auch, aber etwas weniger gut funktioniert.

Nach den Biegeversuchen mit Restholzstückchen habe ich das Biegen quer zur Faser und diagonal zur Faser an einer fertig bearbeiteten Fichtenholzdecke angewendet, aus der ich den den Prototyp der Klassikgitarre Modell 2 gebaut habe. Sie hat eine Armauflage für Vielspieler, die quer zur Faser gebogen ist und eine Handgelenk schonende Absenkung der Decke am Hals, die auch die Erreichbarkeit der hohen Bünde etwas erleichtert, eine Absenkung „statt cut-off“.

Schwierigkeiten:

Die Verbindung der gebogenen Deckenteile mit der Zarge verlangen einzeln angepasste Blöckchen, weil der Winkel zwischen der Decke und der Zarge sich kontinuierlich verändert. Im Falle meines Prototyps von 90 Grad zu etwa 160 Grad, weil ich die Decke ziemlich stark gebogen habe.

Die Randeinlagen, die aus Holz bestehen, sind dreidimensional auf dem Biegeeisen vor zu biegen und anzupassen, wobei das hochkant Biegen der Nussbaum Randeinlage relativ schwierig war.

Die Nuten für die Randeinlagen können nicht einfach mit der Oberfräse hergestellt werden, weil die Fräser im gebogenen Bereich definiert dem dreidimensionalen Kurvenverlauf folgen muss. Wenn man nicht mit einer CNC-Fräsmaschine arbeitet, muss man das handwerklich machen, beispielsweise mit einem mit Abstand an der Zarge entlang geführten Messer und mit Stechbeitel. Mit dem Ergebnis beim Prototyp bin ich nicht zufrieden, weil ich den schwarz-weiß-schwarzen Einlegespan zu weit schräg geschliffen habe und ein Stück ersetzen musste, was natürlich häßlich aussieht, wenn man genauer hinsieht.

Konsequenzen

Bei der Serien-Klassikgitarre Modell 2 werde ich die Decke nicht so weit biegen, wie beim Prototyp, um die Randeinlagen besser einbauen zu können. Die letzte Abrundung werde ich durch Rundschleifen der Randeinlagen erzeugen.